Deutsche Hochschulen als Gründungsinkubatoren
Immer mehr Absolventen, Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter gründen ihr Unternehmen direkt aus der Hochschule heraus. Dieser Schritt in die Selbstständigkeit bringt Vor- und Nachteile mit sich und birgt auch finanzielle Risiken. Zahlreiche Initiativen fördern solche Vorhaben, denn es ist bekannt, dass Unternehmensgründungen aus der Hochschule heraus einen ganz entscheidenden Beitrag für das ökonomische Wachstum Deutschlands leisten.
Direkt von der Hochschule in die Unternehmensgründung
Spätestens dann, wenn sich das Studium dem Ende nähert, ist die Zeit gekommen, sich mit der beruflichen Zukunft auseinanderzusetzen. Für die meisten Absolventen steht an erster Stelle der Wunsch nach einem gutbezahlten und tollen Job bei einem großen Konzern. Denn der Arbeitsplatz ist relativ sicher und die Arbeitszeit tariflich geregelt. Daher kommen für die meisten Studenten eine Unternehmensgründung und der Schritt in die Selbstständigkeit nicht infrage.
Trotzdem ist der Anteil der akademischen Unternehmensgründer in der Gesamtzahl der Gründungen deutlich höher, als zumeist geglaubt. Und das, obwohl Deutschland im europäischen Vergleich hier ein Schlusslicht bildet. 28 Prozent der Gründer besitzen einen Hochschulabschluss. Und gemäß dem deutschen Start-up-Monitor besitzen sogar rund 81 Prozent der Gründer mit innovativen Geschäftsideen einen Hochschulabschluss. Laut dem Gründungsradar des Stifterverbands vermeldeten 2013 die 254 befragten Hochschulen in Deutschland 1.766 Gründungen. Das ist ein deutlicher Anstieg zum Vorjahr, trotzdem aber noch auf niedrigem Niveau.
Vor- und Nachteile einer Selbstständigkeit von der Hochschule aus
Der Unternehmensgründung von der Hochschule aus steht meistens eine mangelnde berufliche Erfahrung entgegen, die aber für ein erfolgreiches Unternehmen wichtig ist. Denn das nur geringfügig oder überhaupt nicht vorhandene Wissen um typisches Geschäftsgebaren, fehlende kaufmännische Grundkenntnisse und fehlende Branchen- und Marktkenntnisse erweisen sich leider allzu oft als zu große Hürden. Hinzu kommt auch noch in der Regel eine zu kleine Eigenbedarfskapitaldecke, um selbstständig die Kosten stemmen zu können.
Abhilfe schaffen hier Finanzierungen, die zum Beispiel über das Kreditportal smava gefunden werden können, oder verschiedene Förderprogramme. Außerdem bieten die meisten Hochschulen ebenfalls ein breites Gründungsnetzwerk an, welches die akademischen oder studentischen Gründer mit Know-how und Kontakten versorgt.
EXIST – Förderprogramm bei Gründung aus der Hochschule
Auf Landes- und Bundesebene existieren verschiedene Förderprogramme. Das EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zählt hierbei eindeutig zu den meistgenutzten und wichtigsten Fördermaßnahmen. Es subventioniert wissenschaftliche Mitarbeiter, Studenten und Hochschulabsolventen mit zwei Programmen:
- EXIST-Gründerstipendium – Das Gründerstipendium richtet sich ausschließlich an Existenzgründer mit einem wissensbasierten oder innovativen technologieorientierten Gründungsvorhaben mit wirtschaftlich hohen Erfolgschancen und deutlichen Alleinstellungsmerkmalen. Unternehmen von bis zu drei Personen werden hierbei für ein Jahr lang monatlich mit jeweils 3.000 Euro gefördert. Das Geld soll der Sicherung des persönlichen Lebensunterhalts dienen. Zusätzlich stehen noch weitere Gelder für Coachings, Mentorings und für Sachausgaben zur Verfügung. Die Antragsstellung läuft über die zuständige Hochschule und ist jederzeit möglich.
- EXIST-Forschungstransfer – Der Forschungstransfer hingegen ist ausschließlich für forschungsbasierte Gründungsvorhaben da. Er unterstützt mit finanziellen Mitteln besonders risikoreiche und finanziell aufwendige Entwicklungsarbeiten. Die erste Förderphase läuft über 18 Monate und die Förderhöhe beträgt 250.000 Euro. Die zweite Förderphase wird mit bis zu maximal 180.000 Euro gefördert und dient der Ausgründung aus der Hochschule.
Wer sich für das EXIST-Förderprogramm interessiert, kann sich an einen Ansprechpartner der 22 teilnehmenden Gründerhochschulen wenden. Ist die eigene Hochschule nicht dabei, muss die geografisch naheliegende Hochschule kontaktiert werden.
Wichtige Schritte für akademische Gründer
Unternehmensgründungen aus Hochschulen heraus werden auch durch zumeist regional ausgerichtete Gründungsinitiativen unterstützt. Oft besteht ein Beratungsangebot an Universitäten und anderen Einrichtungen, die dem Gründer nützliche Hilfestellungen gewähren. Allerdings ist dafür bestimmte Vorarbeit zu leisten. Denn bevor der Gründungsinteressierte Kontakt mit einer studentischen Gründungsinitiative aufnimmt, sollte bereits die Geschäftsidee vorhanden und in dem sogenannten Businessplan ausgearbeitet sein.
Fehlt es noch an einem Gründungskonzept, gibt es inzwischen auch Netzwerke, in denen Interessenten Gleichgesinnte treffen können. Das sind zum Beispiel Start-up-Weekends, die sich in Deutschland zu einer Veranstaltungsreihe etabliert haben – sie werden in allen größeren Städten in Deutschland ausgerichtet und erfreuen sich dort wachsender Beliebtheit. Eine ideale Gelegenheit für Gründer, um den Einstieg in die Selbstständigkeit perfekt vorzubereiten und ein wenig Gründungsluft zu schnuppern.